Ausgangslage

Satellitennavigation? Wer heute einen Neuwagen kauft - oder nach Statistiken eher least - erhält meist die Option, für einen im Vergleich zur Nachrüstung bescheidenen Aufpreis ein Navigationssystem über Satellit (GPS - Global Positioning System) einbauen zu lassen. Damit profitiert man von bequemer optischer und akustischer Führung an ein Fahrziel. Solche Systeme sind in der Folge im Auto eingebaut und können ausserhalb des Autos nicht vewendet werden. Selbstverständlich gibt es von diversen Herstellern Navigationsgeräte für Autos, die sich innert Minuten ein- und wieder ausbauen lassen (so z.b. den Navman iCN 620). Für einen Einsatz ausserhalb des Autos sind diese Geräte in der Regel jedoch auch nicht geeignet. Ganz anders präsentiert sich hier das Wayfinder-System.

Das Wayfinder-System

Die Firma Wayfinder - u.a. ist auch Ericsson daran beteiligt - macht sich die immer weiter verbreiteten Symbian-Smartphones (mit der Benutzerschnittstelle Series60, Nokia, oder UIQ, Sony Ericsson) zunutze: Ein kleiner Empfänger für sog. GPS Satelliten Positionsdaten wird per Bluetooth mit einem Symbian-Smartphone gekoppelt. Dank integriertem Akku kann diese sog. GPS-Maus bis zu 8 Stunden betrieben werden. Die auf dem Smartphone zu installierende Wayfinder-Software nimmt nun die Positionsdaten entgegen. Für eine genaue Navigation wäre detailliertes Kartenmaterial die Voraussetzung. Bei unserem Smartphone Sony Ericsson P800 ist jedoch bereits bei 128MB Schluss. Das reicht nicht, um z.B. für eine Ferienreise nach Italien das Kartenmaterial von der Schweiz, Österreich und Italien mitzuführen. Genau hier setzt das Wayfinder-Prinzip ein: Die Wayfinder Software besetzt nur rund 380 kB Speicher und holt sich per GPRS oder CSD direkt über das Smartphone im Internet die notwendigen Daten vom Wayfinder-Server. Damit kann Wayfinder auf dem Smartphone den momentanen Aufenthaltsort auf einer Karte anzeigen oder die Route zu einem Ziel berechnen. Dabei stehen auf dem Internet bei Wayfinder natürlich immer die neuesten Karten zur Verfügung, in die Routenberechnung können per Voreinstellung verschiedene Parameter (Auto, Fussgänger, Verkehrsinfos) mit einbezogen werden. Eine Routenberechnung mit Kartendarstellung braucht in der Praxis lediglich ca. 20-30 Sekunden, per GPRS ist mit 15 kB - was minimen Verbindungskosten entspricht - die ganze Route inkl. einer kleinen Karte bereits geladen.

Einsatz im Alltag

Wie die Screenshots weiter unten zeigen, kann ausgehend vom Startscreen entweder aus den Favoriten oder per Suche ein Ziel und ggf. der Startort gesucht werden. Sobald diese festgelegt sind und Netzabdeckung Ihres Mobilfunkanbieters gegeben ist, wird die Route online berechnet und die notwendigen Routendaten werden auf das P800 übertragen. Wayfinder wechselt nun in den sog. Zielführungsmodus, wobei dieser mit einer gut montierten Handyhalterung im Auto durchaus auch auf dem Display des P800 gut abzulesen ist. Neben noch zurückzulegender Entfernung bis zur nächsten Abzweigung (optisch und in Meter) werden weitere Daten eingeblendet (Strassennamen), die Sprachsteuerung funktioniert sehr gut und ist ab dem P800 gut verständlich. An Stelle der Zielführung stehen weiter Anzeigemodi zur Verfügung, z.B. kann die Route auf einer Karte angezeigt werden, der momentane Standort wird hier fortlaufend aktualisiert. Für die Kartendarstellung wird der aktuelle Kartenausschnitt wieder direkt vom Wayfinderserver geladen, was eine weitere, kurze Internetverbindung zur Folge hat. Weitere Anzeigenmodi können den Bildschirmfotos weiter unten entnommen werden. In unseren Tests haben wir mit dem Wayfinder-System eine 8 stündige Fahrt von der Schweiz über Österreich nach Italien zurückgelegt, wie auch lokale, innerstädtische Fahrten. Auch bei Fussgänger-Routen in Städten hat das System problemlos funktioniert - die GPS-Maus liefert auch aus der Brusttasche eines Hemdes Positionsdaten, die Wayfinder-Software lässt sich auch im "Fussgängermodus" betreiben. Die Zielführung war in all diesen Fällen genau, präzise und hat anstandslos funktioniert. Die Genauigkeit des Systems liegt bei ca. 10m. Auf Wunsch werden bei Verlassen der berechneten Route die neuen Wegdaten automatisch vom aktuellen Standort aus neu berechnet.

Online-Kosten?

Wie schon erwähnt, wird für eine durchschnittliche Routenberechnung mit (optionaler) Kartendarstellung eine Datenmenge von ca. 15kB übertragen. Die Kosten sind natürlich abhängig vom gerade benutzen Mobilfunkanbieter (insb. im Roaming). Solange man sich jedoch nicht im MB-Bereich bewegt, sind die Kosten sehr gering - in unserem Fall haben wir Wayfinder in der Schweiz, Deutschland und Italien mit einer Prepaid-Karte von wind.it betrieben, in Italien ist damit GPRS für 19 Euro pro Monat unlimitiert zu nutzen, im GPRS Roaming werden z.b. bei wind.it maximal 15 Euro pro MB fällig, womit die erwähnten 20kB kostenmässig auch dann nicht wirklich ins Gewicht fallen.

Wayfinder-Voraussetzungen

Um obiges System erfolgreich nutzen zu können, muss das Wayfinder-Packet erworben werden. Dabei erhält man die Software (die auch als 5-tägige Demo bei Wayfinder heruntergeladen werden kann), die GPS-Maus, ein Ladekabel für das Auto wie auch für die Steckdose, sowie einen Freischaltcode. Nach der Installation der Software auf dem Smartphone (z.Zt. für Sony Ericsson P800 und P900 und Nokia 6600 sowie weitere Nokia Series60 Geräte verfügbar) registriert sich die Software per SMS beim Wayfinder-Server auf die entsprechende Handynummer (kann jederzeit per Web auf eine andere Nummer geändert werden). In der Folge kann dann per Webinterface bei Wayfinder der Dienst mit dem mitgelieferten Freischaltcode freigeschalten werden. Über das Webinterface lassen sich zudem bequem Favoriten definieren, die jederzeit mit der Wayfinder-Software auf dem Smartphone abgeglichen werden können. Im Kaufpreis von 799.- CHF (bei www.comdirect.ch sind dabei Abrufe von Karten und Routen aus Europa über die Dauer von 12 Monaten inbegriffen. in der Folge werden zwischen 149 Euro (Europa weitere 12 Monate) oder 99 Euro (bestimmte Regionen) pro Jahr für den Wayfinder-Dienst fällig.

Fazit

Die Koppelung eines GPS-Empfängers mit einem Smartphone welches jeweils online die Routen- und Kartendaten besorgt, ist sehr interessant. Damit entfällt der (teure) Kauf von neuen Kartenmaterialien wie dies bei "offline" Systemen notwendig ist. Die Bedienung der Sofware, die Kombination P800 und GPS-Maus wie auch das Webinterface funktionierten anstandslos, die Bedienung ist schnell gelernt. Die Routenberechnung ist präzise und die Wegführung dank Sprachausgabe auch im Auto wirklich nützlich. Wer ein persönliches Navigationssystem sucht, dass man sowohl im Auto wie auch zu Fuss bei einer Städteentdeckung benutzen kann, ist mit dem Wayfinder System sehr gut bedient. Wer berufsmässig vor allem sehr viel mit dem Auto unterwegs ist, ist jedoch u.E. mit einem fest installierten Gerät besser bedient. Ferner gilt es vor dem Kauf zu bedenken: Gelegentlich brechen GPRS Verbindungen bzw. die Mobilfunkcoverage zusammen - im Moment wo man die Route unfreiwillig verlässt und eigentlich auf eine Neuberechnung angewiesen wäre, äusserst ärgerlich. Zudem ist das Wayfinder-System an ein Smartphone gekoppelt, was das System in der Regel an eine Person bindet. Infolge der kleinen Smartphone-Displays ist natürlich der Komfort des dargestellten Kartenmaterials und Informationen eher eingeschränkt, was aber einer präzisen und funktionalen Zielführung keinen Abbruch tut.

Links

15.07.2004, Providerliste Admin